Thomas Bold übernimmt das Amt von Gerhard Wägemann, Landrat a.D., der seit Januar 2021 den Verband kommissarisch leitete. Zuvor hatte Staatsminister Joachim Herrmann, MdL, zwölf Jahre lang den Vorsitz inne. Zum Jahreswechsel 2020/21 legte er sein Amt gemäß dem Beschluss des Bayerischen Kabinetts nieder, um sich als Innenminister ganz auf die durch Corona verursachten Herausforderungen zu konzentrieren.
So lag es dieses Jahr an Gerhard Wägemann, vor den Mitgliedern des Tourismusverbandes Franken in Bürgstadt auf das vergangene Jahr zu blicken. „Die Kerbe, die Corona 2020 in die fränkische Tourismusbilanz geschlagen hat, ist tief“, begann Wägemann. So haben von Januar bis Dezember 2020 rund 5,6 Millionen Gäste Franken besucht – dies sind 48,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Übernachtungen bewegten sich bei rund 15 Millionen. Im Vergleich zu den rund 25 Millionen Übernachtungen im Jahr 2019 ergibt dies ein Minus von 41,1 Prozent. „Besonders hart getroffen“, so Wägemann weiter, „hat es diejenigen Gebiete und Orte, in denen Städtetourismus und Geschäftsreiseverkehr eine große Rolle spielen, sowie die fränkischen Heilbäder und Kurorte“. Der Umsatzausfall, der in Franken durch Corona im Übernachtungs- und Tagesausflugsbereich verursacht wurde, beläuft sich laut einer aktuellen Studie auf knapp 4 Milliarden Euro.
Wägemann betonte, dass diese „erschreckend hohe Zahl“ aber auch einen deutlichen Hinweis auf die Bedeutung des fränkischen Tourismus als Wirtschaftsfaktor liefere. Auch hier nennt die Studie konkrete Zahlen: Jährlich erwirtschaftet der fränkische Tourismus einen Bruttoumsatz von rund 10,4 Milliarden Euro und damit einen Einkommensbeitrag von rund 4,85 Milliarden Euro. Das entspricht 166.300 Personen, die in Franken ihr Haupteinkommen aus dem Tourismus beziehen. „Tourismus“, so Wägemann weiter, „ist damit Umsatzbringer und Jobmotor in einem“.
Um diese wichtige Branche aus der Corona-Krise zu führen, haben wir eine mehrphasige Recovery-Strategie – nominiert für den „ADAC Tourismuspreis Bayern 2021“ – mit dem Namen „Flexibel im Flow – Nachhaltiger Re-Start im fränkischen Tourismus“ entwickelt. Deren erste Phase begann bereits wenige Tage nach dem Beginn des Lockdowns im Frühjahr 2020. Unter dem Motto „Franken für Zuhause“ blieb der Verband mit seinen Gästen in Kontakt – etwa durch Live-Videos auf Facebook oder digital erlebbare Reiseziele auf der Verbands-Website. Die zweite Phase mit dem Namen „Freu’ Dich auf Franken“ startete mit den ersten Lockerungen. Über die Wander- und Radwegeplattform „komoot“ sowie auf Instagram legten wir den Schwerpunkt auf unbekanntere Wege, naturnahe Angebote und touristische Geheimtipps, was auf sehr hohes Interesse stieß. Als im Sommer das Reisen nach und nach wieder möglich war, widmete sich die dritte Phase dem Thema „Willkommen in Franken“ und dem gestiegenen Interesse am Inlandstourismus. Als Beispiel nannte Wägemann die zweimonatige Kooperation mit der Reiseplattform „Secret Escapes“. Deren Erfolg war durchschlagend: Durch sie wurden 1.900 Buchungen generiert, was zu einem Umsatz von fast 600.000 Euro in den Betrieben führte.
„Das Besondere an dieser gesamten Strategie ist ihre Flexibilität“, führte Wägemann bei der Mitgliederversammlung am 28. Juli 2021 weiter aus: „Die Bausteine konnten nicht nur je nach Pandemielage eingesetzt werden, sie dienen uns auch weiterhin als nachhaltiger Werkzeugkoffer, um schnell und flexibel auf die kommenden Herausforderungen zu reagieren.“ Wie erfolgreich und aufmerksamkeitsstark diese Strategie bis jetzt ist, zeigen die Prospektanfragen in der Geschäftsstelle, die im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent gestiegen sind. Mit einem Plus von 25 Prozent hat sich 2020 im Vergleich zu 2019 auch die Zahl der Zugriffe auf unsere verschiedenen Websites deutlich nach oben bewegt. Wägemann unterstrich, dass dieser Erfolg ohne die derzeit 710 Mitglieder des Tourismusverbandes Franken und deren Unterstützung nicht möglich gewesen wäre: „In den vergangenen Monaten haben unsere Mitglieder große Flexibilität bewiesen, indem sie souverän auf virtuelle Online-Formate umgestellt haben und den Herausforderungen mit vielen kreativen Ideen begegnet sind.“
Die Krise habe außerdem gezeigt, wie wichtig Digitalisierung und Online-Marketing im Tourismus sind. Seit Jahren bilden sie einen Schwerpunkt in unserer Arbeit. Wägemann legte den Mitgliedern des Verbandes ans Herz, die Online-Buchbarkeit von Übernachtungsbetrieben und Angeboten weiter zu forcieren: „Durch Corona zeichnen sich zwei touristische Trends noch deutlicher ab: Gäste wollen mehr denn je online und verstärkt kurzfristig buchen.“ Genau diese Online-Buchbarkeit ist der Kern des kürzlich gestarteten Projektes „Spielraum Franken“. Es stellt Familienangebote in Franken vor, die über die entsprechende Website www.spielraum-franken.de direkt online buchbar sind.
Zum Abschluss betonte Wägemann, dass er „seinem Nachfolger einen bestens aufgestellten Verband übergibt, der an den Herausforderungen der vergangenen Monate nochmals deutlich gewachsen ist“. Bevor abgestimmt wurde, wandte sich Gerhard Wägemann jedoch noch an seinen Vorgänger, Staatsminister Joachim Herrmann. Seit 2008 war Herrmann Vorsitzender des Verbandes – 12 Jahre, die für den fränkischen Tourismus sehr erfolgreich waren. Fast ausnahmslos gingen Übernachtungs- und Ankunftszahlen Jahr für Jahr nach oben. Wägemann stellte besonders heraus, dass Herrmann dem Verband bis zum letzten Tag seiner Amtszeit mit großem Engagement zur Seite stand: „Mit wahrer Begeisterung für den fränkischen Tourismus sowie echtem Interesse an den Wünschen und Sorgen unserer Mitglieder“. Für seine Verdienste wurde Joachim Herrmann zum Ehrenvorsitzenden des Tourismusverbandes Franken ernannt.
Dem folgten die Neuwahlen des gesamten Vorstands, die durch das halbjährige Interim Wägemanns turnusgemäß stattfanden: Neuer Vorsitzender ist nun Landrat Thomas Bold (Bad Kissingen). Ihm zur Seite stehen in den folgenden zwei Jahren im „Engeren Vorstand“ als stellvertretende Vorsitzende Landrätin Tamara Bischof (Kitzingen), Oberbürgermeister Marcus König (Nürnberg), Landrat Sebastian Straubel (Coburg) und Landrat Alexander Anetsberger (Eichstätt). Zum Schatzmeister gewählt wurde Oberbürgermeister Andreas Starke (Bamberg), Schriftführer ist Landrat Johann Kalb (Bamberg). Als Vorsitzender des Verbandsausschusses gehört Landrat Dr. Jürgen Ludwig (Ansbach) ebenfalls dem „Engeren Vorstand“ an. Als Rechnungsprüfer wurden Bürgermeister a.D. Peter Kornell (Volkach) und Bürgermeister Christian Zuber (Münchberg) gewählt.